Der Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) fungiert mit seinen lokalen Vertretern und Immobilien als Infrastruktur der extremen Rechten. Hier gelten keine formalen Abgrenzungsbeschlüsse, was dazu führt, dass sich dort VertreterInnen verschiedener rechter Lager die Klinke in die Hand geben. Die DB formt seit Jahrzehnten regelmäßig extrem rechte Parteien und Strukturen mit und treibt deren Aufbau voran; Beispiele dafür sind die Republikaner, NPD, AfD, die Identitären, etc.. In Marburg nutzen alle drei Vertreter der DB (Normannia Leipzig zu Marburg, Marburger Burschenschaft Rheinfranken und die Marburger Burschenschaft Germania) ihre Räumlichkeiten regelmäßig für diese Zwecke. Ihre Häuser fungieren als Nazizentren, die für Veranstaltungen genutzt werden, von denen aus Fackelmärsche, Flugblatt- und Sticker-Aktionen, aber auch Angriffe auf Gegner*innen organisiert werden. Wir konzentrieren uns hier auf die Marburger Burschenschaft Germania, die in der Lutherstraße 3 ansässig ist und wollen einen Einblick in deren Veranstaltungen bieten, die sie in den letzten Jahrzehnten ausrichtete. Regelmäßig reisen zu diesen Veranstaltungen Kader der extremen Rechten und VertreterInnen neonazistischer Parteien und Organisationen, auch aus dem Ausland, an.
Die Tabelle hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und manche der Veranstaltungen wurden auch aus unterschiedlichen Gründen abgesagt. Allerdings zeigt der Überblick die politische Ausrichtung der Marburger Burschenschaft Germania dennoch sehr gut: Die Burschenschaft hat kein Naziproblem, sie ist das Naziproblem. Anhand diverser Steckbriefe kann gezeigt werden, dass einzelne Mitglieder explizite Neonazis sind. Aber auch aufgrund der Veranstaltungsübersicht wird deutlich, dass die Immobilie in der Lutherstraße 3 als neonazistischer Bildungsort genutzt wird. Beispielsweise wird im Frühjahr 1995 die Sicht der Burschenschaft auf den Nationalsozialismus deutlich, wenn die Germanen ihre Tätigkeiten wie flogt bewerben: „In jedem Semester finden diverse Vorträge auf unserem Haus statt, z.T. mit namhaften Referenten wie General a.D. Kießling, Prof. Ernst Nolte,(…) etc.“ Erster war als führender Militär in Marburg und Neustadt aktiv, Mitglied der Bonner Burschenschaft Sugambria und kämpfte als Leutnant der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Ernst Nolte behauptete, dass der Faschismus, einschließlich Auschwitz, nur eine aus Angst entstandene Kopie, eine „verständliche Reaktion“ auf die „kommunistische Gefahr“ gewesen sei, die angeblich von der Sowjetunion ausging.
Pierre Krebs
„Neu“rechter Theoretiker, Gründer des Thule-Seminars in Kassel (1980), Mitglied der „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“
Marburger Diskurs (Robert Steukers, Casper von Schrenck, Hans-Christof Kraus)
Robert Steukers ist Vordenker der „neuen“ Rechten, Casper von Schrenck ist einer ihrer früheren Verterter, Hans-Christof Kraus ist Historiker und seit 2007 Lehrstuhlinhaber an der Universität Passau. Er schrieb außerdem für verschiedene rechte Zeitungen.
Pierre Krebs
„Neu“rechter Theoretiker, Gründer des Thule-Seminars in Kassel, Mitglied der „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“
Günther Maschke
Publizist der „neuen“ Rechten
Gerhard Löwenthal
Leiter und Moderator des ZDF Magazins (1969 bis 1987), war bei der Partei „Bund Freies Deutschland“, sowie der „Konservativen Aktion“ aktiv,
stand dem „Freundeskreis Colonia Dignidad“ nahe; geschichtsrevisionistischer Vortragsinhalt über die Kriegsschuldfrage
Heiner Hofsommer
war bei der AfD aktiv und wird als Entdecker/Ziehvater von Björn Höcke bezeichnet, zwei seiner Söhne sind Mitglied der Marburger Burschenschaft Germania
Stefan Winckler
Autor für die Zeitschrift „Junge Freiheit“
Richard Melisch
Autor bei „Volk in Bewegung“ im „Nordland-Verlag“ von Thorsten Heise
Götz Kubitschek
betreibt den „neu“rechten „Antaios Verlag“ und ist zentrale Figur des „Instituts für Staatspolitik“
Bernd Kallina
Mitglied der Burschenschaft Danubia München
Marburger Diskurs (Gerd Schultze Rohnhof, Dr. Stefan Scheil, Dr. Walter Post)
alle drei verbreiten ihre geschichtsrevisionistischen Thesen im Film „Wollte Hitler den Krieg?“
Michael Böhm
Thema des Vortrags war „Alain de Benoist“, nationalistischer Denker Frankreichs
Gerard Menuhin
Holocaust-Leugner, Autor in der „National-Zeitung“
Markus Fernbach
Herausgeber der Zeitschriften „Hagal“ und „Junges Forum“, sowie Autor in der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“
Marburger Diskurs (Dr. Thorsten Lange, Dr. Dr. Thor von Waldstein)
Waldstein ist
ehemaliger Vorsitzender des NPD-Hochschulverbandes „Nationaldemokratischer Hochschulbund“, außerdem Referent und Autor im extrem rechten Spektrum, zB. in „Gesellschaft für Freie Publizistik“ (GFP) und der Zeitschrift „Staatsbriefe“
Richard Melisch
Autor bei „Volk in Bewegung“ im „Nordland-Verlag“ von Thorsten Heise
David F. Milleker
war bis 2020 Alter Herr der Heidelberger Burschenschaft Normannia,
trat im Kontext der Auseinandersetzungen um den antisemitischen Übergriff durch Mitglieder der Burschenschaft aus
„Blaue Narzisse“ – Redaktionstreffen
„neu“rechte Jugendzeitschrift
Sternkneipe: Treffen mehrerer Verbindungen des äußersten rechten Randes der Deutschen Burschenschaft (DB) aus ganz Deutschland
geladen waren die Burschenschaften Germania Halle zu Mainz, Dresdensia-Rugia Gießen sowie die Marburger Rheinfranken und Normannia-Leipzig; Erstgenannte ist in der “Burschenschaftlichen Gemeinschaft” organisiert, dem rechten Flügel der ohnehin völkisch-nationalistischen DB
Pierre Krebs
„neu“rechter Theoretiker, Gründer des „Thule-Seminars“ in Kassel (1980), Mitglied der „Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V.“
Henry Nitzsche
ehemaliger CDU-Politiker, der in dem Jahr auch bei „Pro Sachsen“ aktiv war
Norbert Bormann
„neu“rechter Autor, veröffentlicht im „Regin-Verlag“
Internes Seminar der Deutschen Burschenschaft mit Bruno Burchard
Burchard ist Autor bei der „Jungen Freiheit“
Martin Lichtmesz
Autor am „Institut für Staatspolitik“
Marburger Diskurs (Manuel Ochsenreiter, Dr. Erik Lehnert, Feix Menzel)
Ochsenreiter ist
Autor bei „Junge Freiheit“ und „Sezession“ (Magazin des „Instituts für Staatspolitik“), außerdem Chefredakteur der „Deutschen Militärzeitung“, sowie der „Zuerst“. Lehnert ist
Referent bei der AfD Brandenburg, Geschäftsführer beim „Institut für Staatspolitik“. Menzel ist Chefredakteur der „Blauen Narzisse“ und eine Schlüsselfigur der „Identitären“ in Deutschland.
Dr. Stefan Scheil, Josef Schüßlburner, Dr. Walter Post
Scheil ist AfD-Politiker und geschichtsrevisionistischer Historiker. Schüßlburner ist „neu“rechter Publizist. Post ist Geschichtsrevisionist und Publizist, er tritt immer wieder bei der extremen Rechten auf.
Andreas Lichert
Vorstandsprecher der AfD Hessen und beim „Institut für Staatspolitik“ aktiv
Werner Bräuninger
Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre war er Mitglied der hessischen NPD. 1992 wurde Bräuninger zum stellvertretenden Vorsitzenden der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) in Hessen gewählt
Hans-Thomas Tillschneider
AfD Sachsen-Anhalt
Götz Kubitschek
betreibt den „neu“rechten „Antaios Verlag“ und ist zentrale Figur des „Instituts für Staatspolitik“
Junges Europa (Alain de Benoist, Philip Stein, Benedikt Kaiser)
Benoist ist französischer Vordenker der „neuen“ Rechten. Stein ist Alter Herr der Marburger Burschenschaft Germania, extrem rechter Verleger des „Jung Europa Verlags“ und Netzwerker. Kaiser ist Autor der „neuen“ Rechten.
Dr. Eberhard Straub
Autor in der Zeitschrift „Junge Freiheit“ und beim „Antaios Verlag“
Junges Europa (Dr. Diego Gusario, Dr. Dr. Thor von Waldstein, John Hoewer)
Gusario ist Autor der „neuen“ Rechten und Querfront-Vertreter. Waldstein war Vorsitzender des NPD-Hochschulverbandes „Nationaldemokratischer Hochschulbund“, außerdem Referent und Autor im extrem rechten Spektrum sowie bei der „Gesellschaft für Freie Publizistik“ (GFP) und der Zeitschrift „Staatsbriefe“.
Hoewer ist Autor der „neuen“ Rechten.
extrem rechte Musikveranstaltung
das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage zu rechten Musikveranstaltungen hervor. [1]https://dserver.bundestag.de/btd/19/270/1927077.pdf
Jonas Greinberg
Greinberg ist Dozent der „GegenUni“
Marcus Follin und Max Reinhardt
Follin ist schwedischer Neonazi, Incel-Aktivist und rechter Kampfsportler (u.a. „Kampf der Nibelungen“). Reinhardt ist u.a. Autor des „Krautzone Magazins“.
Verweise